»TrommelPower« – mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen

Pilotprojekt des Freien Musikzentrums München e.V.
gefördert vom Kulturreferat der Stadt München

München
Ende 2014 wurde ein für Schulen entwickeltes Programm »TrommelPower für Gewaltprävention, soziale Integration und Persönlichkeitsentwicklung« als Pilotprojekt in mehreren stationären Übergangs- und Folgeeinrichtungen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge angeboten und für diese besonderen Kontextbedingungen modifiziert. Das Kulturreferat der Stadt München ermöglichte die Finanzierung für vier Projektgruppen. Verantwortlich für die Leitung, Planung, Supervision und Koordination der Projekte war Dr. Andreas Wölfl vom Institut für Musiktherapie am Freien Musikzentrum München e.V. (FMZ).

TrommelPower gegen Gewalt | Freies Musikzentrum e.V. München

Abb. 1: TrommelPower-Projetteam mit A. Engl (Kulturreferat München, vorne 2. von links), E. Weber (Vorstand des Freien Musikzentrums e.V. vorne 3. von links) und A. Wölfl (hinten Mitte)

Die verschiedenen Möglichkeiten gemeinsam zu Trommeln und miteinander zu musizieren und zu improvisieren wurde von vielen Jugendlichen sehr gerne aufgegriffen. In den Projektstunden gab es viele Gelegenheiten sich spielerisch auszudrücken, beim gemeinsamen Musikmachen Freude zu empfinden und Belastungen zu vergessen. Jugendliche nahmen auch die Gelegenheit wahr, um Musik aus Ihrer Heimat vorzuspielen und manchmal kamen auch traurige oder wütende Gefühle zum Ausdruck und hatten so in der Gruppe ihren Platz. Sprachliche Verständigungsschwierigkeiten und Grenzen wurden beim gemeinsamen Musik machen überwunden und jeder einzelne war in der Gruppe willkommen. Durch die aufmerksame Anleitung der speziell geschulten Trainer konnten auch problematische Stimmungslagen im Stundenverlauf eingebettet und die Ressourcen der TeilnehmerInnen zur emotionalen Stabilisierung aufgegriffen werden.
Am Ende der Projekte wurden in allen Einrichtungen mit großer Lebendigkeit kleine Performances durchgeführt, die den Akteuren wie dem Publikum viel Spaß machten.

TrommelPower gegen Gewalt | Freies Musikzentrum e.V. München

Abb. 2: Projektteam Münchner-Kindl-Heim (S. Fricker und H. Roisch)

Schwierigkeiten in den Projekten entstanden vor allem, wenn die Projekte nicht in den Einrichtungen der Flüchtlinge durchgeführt wurden und die Jugendlichen selbstständig eine größere Wegstrecke zurücklegen sollten um zu den Projekten zu kommen. Hier zeigten sich sowohl Schwachpunkte in der Selbstorganisation der Jugendlichen als auch in der Organisation der Institutionen, die oft für die Fülle an Betreuungsaufgaben personell nicht ausreichend besetzt waren. Letztlich stellte sich die Anforderung, dass die Jugendlichen zu den Projekten kommen sollten als Überforderung heraus. Für die Planung weiterer Projekte wurde deshalb entschieden, diese in den Wohneinrichtungen oder an Schulen anzubieten. Erst im Anschluss an diese erste Projektphase ist vorstellbar Jugendlichen die länger an einer Region bleiben, an Orte einzuladen, um an weiterführenden musikalische oder präventiv-therapeutische Musikprojekten teilzunehmen.

TrommelPower gegen Gewalt | Freies Musikzentrum e.V. München

Abb. 3: Projektteam Fideliopark (R. Richter, D. Westphäling, H. Roisch)

Insgesamt kam von allen teilnehmenden Jugendlichen und deren Betreuern überwiegend eine positive Resonanz auf die TrommelPower-Projekte. Die Evaluation der Projekte zeigt vor allem den niederschwelligen Zugang zu den Trommel- und Musikimprovisationen, die flexible Gestaltung der Stunden entsprechend den Bedürfnissen und der aktuellen Dynamik der Gruppe und das stabilisierende und ressourcenaktivierende Vorgehen der Trainer-Teams als bedeutende Elemente für die erfolgreiche Projektdurchführung. Zudem erweist es sich als wichtig, in schwierigeren Konstellationen und Dynamiken gemeinsam nach konstruktiven Lösungen zu suchen. Dabei können die Projektleiter auf differenziert ausgearbeitete Projektmethoden zurückgreifen.

TrommelPower gegen Gewalt | Freies Musikzentrum e.V. München

Abb. 4: Wissenschaftliche Evaluation (D. Westphäling, J. Zerbe)

Eine Fortsetzung und Ausweitung von TrommelPower-Projekten für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge wird von vielen Jugendlichen und Mitarbeitern in den Einrichtungen gewünscht und auch vom Kulturreferat unterstützt. Durch die Förderung des Lions-Club München Karl Valentin konnte bereits ein weiteres Projekt mit Jugendlichen bei Controps e.V. durchgeführt werden. Derzeit findet ein Folgeprojekt mit Unterstützung in einer Erstaufnahme-Einrichtung des Jugendamts der Stadt München in München Aubing statt. Das Freie Musikzentrum hofft, in nächster Zeit weitere Förderer zu gewinnen, um auch in den kommenden Jahren eine Fortsetzung und Ausweitung der TrommelPower-Projekte im Sinne der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge anbieten zu können.


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