»TrommelPower« eine intensive Woche!
von Christian Galle-Hellwig und Yoshi Kinoshta, musiktherapeutische Trainer Es ist der ganz normale Schulalltag, in dem diese Woche »TrommelPower« stattfindet. Die Kinder bleiben im vertrauten Rahmen zusammen mit Klassenkameraden und Klassenleitung. Aber nun geschieht Neues, Ungewöhnliches, denn die ganze Klasse wird durch die Musik buchstäblich ver-rückt und in unbekannte Erfahrungsräume geführt. Es ertönen vertraute, aber auch fremde Klänge und Rhythmen. Sie erzählen uns über die Kinder und deren Lebenswelten. Schwelende Konflikte werden bald ebenso hörbar wie eine Pause, die Stille zwischen den Tönen. Durch das gemeinsame Musizieren wächst schließlich eine Verbundenheit, die durch Sprache allein nicht möglich gewesen wäre. Es entsteht etwas, das man nur schwer in Worte fassen kann und das doch für jeden Anwesenden so deutlich fühlbar ist. Unserem gemeinsamen Prozess geben wir einen Raum, der frei ist von der schulischen Bewertung von 1 bis 6. Obwohl man deutlich hört, dass alle keineswegs gleich sind und auch die Instrumente nicht gleich spielen, sind Noten unwichtig. Denn jedes Kind kann seinen Platz finden wie bei einem Orchester, bei dem nicht nur die erste Geige gebraucht wird, sondern auch die Triangel eine wichtige Funktion inne hat. Was sonst im Unterricht wichtig ist, verliert an Bedeutung, anderes tritt hervor. Gute Schüler, schlechte Schüler alle verändern ihre Positionen. Diese Woche ist genug, um ein ganzes Stück dieses Weges zu gehen. Die Abschluss-Performance als Ziel feuert die Dynamik der Woche entscheidend an und die Kinder engagieren sich wirklich: Die bisherigen Aufführungen waren allesamt lebendig und künstlerisch, von Freude und einem starken »Wir«-Gefühl getragen. Nie gibt es Verlierer in dieser Woche aber stets viele Gewinner. Jeder nimmt am Ende seinen Platz ein, an dem er zum Gelingen eines Klangstückes, eines Rhythmus, eines Liedes oder einer musikalischen Szene beiträgt. Derart seinen Platz zu finden innerhalb der Klassengemeinschaft ist von unschätzbarem Wert auch für das spätere Leben. »Die Schüler und mich prägte das Projekt sehr nachhaltig. Eine Woche intensivster Auseinandersetzung in der Gruppe es kam ein Prozess in Gang, der sich im Schulalltag fortsetzen konnte. Bei Konflikten der Schüler untereinander konnte ich an ihre Erfahrungen beim Trommeln und im szenischen Spiel anknüpfen. Im Verlauf dieser Woche hatten sie erfahren und erfühlt, was es mit den einzelnen Schritten bei der Entwicklung eines Konflikts auf sich hat und ganz wichtig, wie man in einer Gruppe positiv wirken kann und selbst den Weg findet, noch vor einer Eskalation auszusteigen. So intensiv konnte ich dieses Erleben seither nicht mehr vermitteln, auch nicht bei Klassen, die einmal pro Woche an einem ähnlich gelagerten Projekt teilnahmen. Weitere Werte wie Aufeinander hören, einen Stopp geben, auf einen Stopp hören, den eigenen Rhythmus finden und zur Ruhe kommen wurden spielerisch auf anschauliche Weise vermittelt. Diese Werte konnten abgesehen von der Konfliktvermeidung auch für den Unterricht genutzt werden, sei es im Mathematik- oder im Deutschunterricht.« Maria Schott, Klassenleitung 5a, Mittelschule Wolfratshausen |